Hilel Fuks (1902-1936)

Hilel Fuks erblickt am 15. Mai1902 Brzeziny (bei Łódź in Polen) das Licht der Welt.1 Noch bevor er in die Schule kommt, ziehen sein Vater Chune Fuks und seine Mutter Rywka geb. Neumann mit ihm und seinem neugeborenen Bruder Jossek nach Cottbus. Hier kommen noch zwei weitere Geschwister zur Welt, Max und Thekla.

Der Vater betreibt in Cottbus eine Schuhwarenhandlung. Hilels jüngerer Bruder Jossek macht in Spremberg eine eigene Filiale auf in der Friedrich-Ebert-Straße 5 (heute Karl-Marx-Straße).2 Auch Hilel wird Kaufmann und die Familie plant, dass er das Geschäft seines Bruders übernimmt.

Am 8. September 1932 heiratet Hilel in Dresden die Bankangestellte Hildegard Izkowitz.3 Gleich darauf ziehen die beiden nach Spremberg in die Sommerstraße 36 (heute Schillerstraße).4 Hier bekommen sie eine Tochter, Evelyn. Hilel ist damit das einzige Familienmitglied der Familie Fuks, das seinen festen Wohnsitz nach Spremberg verlegt und nicht in Cottbus bleibt. Er wird neuer Inhaber der Schuhwarenhandlung und zieht mit ihr in die Lange Straße 8, direkt neben die Weinhandlung Gäßner, die es heute noch gibt. Er löst damit das „Modehaus Schummel“ ab und nennt sein Geschäft “Schuh-Fuks“.5 Es kann angenommen werden, dass auch vor seinem Geschäft ab April 1933 mit dem „Judenboykott“ ein Schild mit der Aufschrift “Kauft nicht beim Juden“ aufgehängt wird. Von 1935 existiert ein Foto von der Langen Straße, wo solch ein Schild vor dem Bekleidungsgeschäft der Eheleute Jacob hängt, welche ihren Laden direkt gegenüber vom “Schuh-Fuks“ hatten. Die Jacobs verlassen Ende 1935/Anfang 1936 Spremberg, weil sie kein wirtschaftliches Auskommen mehr haben.

Aber am 16. Dezember 1936 stirbt Hilel aus unbekannten Gründen im Krankenhaus von Spremberg.6 Er wird nur 34 Jahre alt. Wahrscheinlich werden wir nie erfahren, was die Umstände seines Todes waren. Seine Familie lässt ihn auf dem jüdischen Friedhof in Cottbus beisetzen, auf dem sein Grab bis heute noch steht.7

“Schuh-Fuks“ geht erst einmal an seine Ehefrau Hilde über. Doch Hilde scheint keine Zukunft für sich und ihre höchstens vier Jahre alte Tochter Evi in Spremberg zu sehen. Sie zieht zurück zu ihren Eltern nach Dresden und übergibt das Geschäft in der Langen Straße wieder an Jossek. Der verkauft es schließlich im Oktober 1938 an den Schuhwarenhändler Paul Irmler aus Forst.8 Ein wirtschaftliches Auskommen ist für ein jüdisches Geschäft in Spremberg zur Unmöglichkeit geworden. Mit dem Verkauf schließt das letzte Geschäft in Spremberg, das je von einem Juden geführt wurde.

Die Reinigungskraft für das Schuhgeschäft von Herrn Irmler findet fast ein halbes Jahr nach dem Kauf plötzlich Geld zwischen ein paar Schuhkartons im Lager, und zwar eine hohe Summe von 760 Reichsmark. Das Geld übergibt sie dem Rechtsanwalt der Familie Fuks, die alle von dem Geld nichts wussten, und vermuten, dass es dem verstorbenen Hilel gehörte.9

Hilels Ehefrau Hilde gelingt 1939 die Flucht nach England.10 Ihre Tochter wollte sie zuvor mit einem Kindertransport nach England schicken. Ob das gelang, ist bis heute ungeklärt.

Alle anderen Mitglieder der Familie Fuks, Hilels Eltern, Geschwister, Nichten und Neffen, werden im besetzten Polen durch die Nationalsozialisten ermordet. Die STOLPERSTEINE seiner Familie finden sich in Cottbus in der Neustädter Straße.11

  1. Vgl. Stadtarchiv Dresden, Heiratsurkunde Hilel Fuks-Hildegard Izkowitz, Dresden, Nr. 1206/1932.
  2. Vgl. Stadtarchiv Spremberg, Adressbuch von 1932.
  3. Vgl. Stadtarchiv Dresden, Heiratsurkunde Hilel Fuks-Hildegard Izkowitz, Dresden, Nr. 1206/1932.
  4. Vgl. Stadtarchiv Spremberg, Sterbeurkunde Hilel Fuks, Spremberg, Nr. 222/1936.
  5. Vgl. Brandenburgisches Landeshauptarchiv, 16 Hammerschmidt 112 und 113.
  6. Vgl. Stadtarchiv Spremberg, Sterbeurkunde Hilel Fuks, Spremberg, Nr. 222/1936.
  7. Vgl. https://juedische-friedhoefe.uni-potsdam.de/jf/grabstein.php?lfd=1856 (Stand 01.08.2024).
  8. Vgl. Brandenburgisches Landeshauptarchiv, 16 Hammerschmidt 115.
  9. Vgl. Brandenburgisches Landeshauptarchiv, 16 Hammerschmidt 113.
  10. Vgl. Archiv der Ahnenforschungsdatenbank ancestry.de, England und Wales, ziviler Heiratsindex, 1916-2005 für Hildegard P Fuks.
  11. Vgl. https://www.stolpersteine-cottbus.de/ (Stand 02.082024).
Hilel FuksHilel Fuks

kurz-Biografie

15.05.1902Geburt – in Brzeziny
1908Umzug nach Cottbus
08.09.1932Eheschließung – mit Hildegard Izkowitz in Dresden
1932Zuzug – nach Spremberg, Eröffnung "Schuh-Fuks" in der Langen Straße
ca. 1933Geburt von Tochter Evelyn
16.12.1936Todestag – im Spremberger Krankenhaus

Verbundene Personen

Fuks, HildegardEhefrau
Fuks, JossekBruder

Verbundene Orte

Schillerstraßeletzter Wohnort
Lange StraßeArbeitsort
Hilel FuksHilel Fuks

kurz-Biografie

15.05.1902Geburt – in Brzeziny
1908Umzug nach Cottbus
08.09.1932Eheschließung – mit Hildegard Izkowitz in Dresden
1932Zuzug – nach Spremberg, Eröffnung "Schuh-Fuks" in der Langen Straße
ca. 1933Geburt von Tochter Evelyn
16.12.1936Todestag – im Spremberger Krankenhaus

Hilel Fuks erblickt am 15. Mai1902 Brzeziny (bei Łódź in Polen) das Licht der Welt.1 Noch bevor er in die Schule kommt, ziehen sein Vater Chune Fuks und seine Mutter Rywka geb. Neumann mit ihm und seinem neugeborenen Bruder Jossek nach Cottbus. Hier kommen noch zwei weitere Geschwister zur Welt, Max und Thekla.

Der Vater betreibt in Cottbus eine Schuhwarenhandlung. Hilels jüngerer Bruder Jossek macht in Spremberg eine eigene Filiale auf in der Friedrich-Ebert-Straße 5 (heute Karl-Marx-Straße).2 Auch Hilel wird Kaufmann und die Familie plant, dass er das Geschäft seines Bruders übernimmt.

Am 8. September 1932 heiratet Hilel in Dresden die Bankangestellte Hildegard Izkowitz.3 Gleich darauf ziehen die beiden nach Spremberg in die Sommerstraße 36 (heute Schillerstraße).4 Hier bekommen sie eine Tochter, Evelyn. Hilel ist damit das einzige Familienmitglied der Familie Fuks, das seinen festen Wohnsitz nach Spremberg verlegt und nicht in Cottbus bleibt. Er wird neuer Inhaber der Schuhwarenhandlung und zieht mit ihr in die Lange Straße 8, direkt neben die Weinhandlung Gäßner, die es heute noch gibt. Er löst damit das „Modehaus Schummel“ ab und nennt sein Geschäft “Schuh-Fuks“.5 Es kann angenommen werden, dass auch vor seinem Geschäft ab April 1933 mit dem „Judenboykott“ ein Schild mit der Aufschrift “Kauft nicht beim Juden“ aufgehängt wird. Von 1935 existiert ein Foto von der Langen Straße, wo solch ein Schild vor dem Bekleidungsgeschäft der Eheleute Jacob hängt, welche ihren Laden direkt gegenüber vom “Schuh-Fuks“ hatten. Die Jacobs verlassen Ende 1935/Anfang 1936 Spremberg, weil sie kein wirtschaftliches Auskommen mehr haben.

Aber am 16. Dezember 1936 stirbt Hilel aus unbekannten Gründen im Krankenhaus von Spremberg.6 Er wird nur 34 Jahre alt. Wahrscheinlich werden wir nie erfahren, was die Umstände seines Todes waren. Seine Familie lässt ihn auf dem jüdischen Friedhof in Cottbus beisetzen, auf dem sein Grab bis heute noch steht.7

“Schuh-Fuks“ geht erst einmal an seine Ehefrau Hilde über. Doch Hilde scheint keine Zukunft für sich und ihre höchstens vier Jahre alte Tochter Evi in Spremberg zu sehen. Sie zieht zurück zu ihren Eltern nach Dresden und übergibt das Geschäft in der Langen Straße wieder an Jossek. Der verkauft es schließlich im Oktober 1938 an den Schuhwarenhändler Paul Irmler aus Forst.8 Ein wirtschaftliches Auskommen ist für ein jüdisches Geschäft in Spremberg zur Unmöglichkeit geworden. Mit dem Verkauf schließt das letzte Geschäft in Spremberg, das je von einem Juden geführt wurde.

Die Reinigungskraft für das Schuhgeschäft von Herrn Irmler findet fast ein halbes Jahr nach dem Kauf plötzlich Geld zwischen ein paar Schuhkartons im Lager, und zwar eine hohe Summe von 760 Reichsmark. Das Geld übergibt sie dem Rechtsanwalt der Familie Fuks, die alle von dem Geld nichts wussten, und vermuten, dass es dem verstorbenen Hilel gehörte.9

Hilels Ehefrau Hilde gelingt 1939 die Flucht nach England.10 Ihre Tochter wollte sie zuvor mit einem Kindertransport nach England schicken. Ob das gelang, ist bis heute ungeklärt.

Alle anderen Mitglieder der Familie Fuks, Hilels Eltern, Geschwister, Nichten und Neffen, werden im besetzten Polen durch die Nationalsozialisten ermordet. Die STOLPERSTEINE seiner Familie finden sich in Cottbus in der Neustädter Straße.11

  1. Vgl. Stadtarchiv Dresden, Heiratsurkunde Hilel Fuks-Hildegard Izkowitz, Dresden, Nr. 1206/1932.
  2. Vgl. Stadtarchiv Spremberg, Adressbuch von 1932.
  3. Vgl. Stadtarchiv Dresden, Heiratsurkunde Hilel Fuks-Hildegard Izkowitz, Dresden, Nr. 1206/1932.
  4. Vgl. Stadtarchiv Spremberg, Sterbeurkunde Hilel Fuks, Spremberg, Nr. 222/1936.
  5. Vgl. Brandenburgisches Landeshauptarchiv, 16 Hammerschmidt 112 und 113.
  6. Vgl. Stadtarchiv Spremberg, Sterbeurkunde Hilel Fuks, Spremberg, Nr. 222/1936.
  7. Vgl. https://juedische-friedhoefe.uni-potsdam.de/jf/grabstein.php?lfd=1856 (Stand 01.08.2024).
  8. Vgl. Brandenburgisches Landeshauptarchiv, 16 Hammerschmidt 115.
  9. Vgl. Brandenburgisches Landeshauptarchiv, 16 Hammerschmidt 113.
  10. Vgl. Archiv der Ahnenforschungsdatenbank ancestry.de, England und Wales, ziviler Heiratsindex, 1916-2005 für Hildegard P Fuks.
  11. Vgl. https://www.stolpersteine-cottbus.de/ (Stand 02.082024).

Verbundene Personen

Fuks, HildegardEhefrau
Fuks, JossekBruder

Verbundene Orte

Schillerstraßeletzter Wohnort
Lange StraßeArbeitsort

Quellenangaben

Stadtarchiv Dresden:

  • Heiratsurkunde Hilel Fuks-Hildegard Izkowitz, Dresden, Nr. 1206/1932.

Stadtarchiv Spremberg:

  • Sterbeurkunde Hilel Fuks, Spremberg, Nr. 222/1936.
  • Spremberger Adressbücher von 1932 und 1936.

Brandenburgisches Landeshauptarchiv:

  • 16 Hammerschmidt 112.
  • 16 Hammerschmidt 113.
  • 16 Hammerschmidt 115

Archiv der Ahnenforschungsdatenbank ancestry.de:

  • England und Wales, ziviler Heiratsindex, 1916-2005 für Hildegard P Fuks.

Internetseiten: