Salo Jacob (1878-1943)

Salo Jacob kommt am 11. August 1878 in Brandenstein (heute Pogorzela, Polen) als zweites von fünf Kindern des Kaufmanns Adolf Jacob und seiner Ehefrau Caecilie geb. Pelz zur Welt.1 Auch Salo wird Kaufmann, scheint aber nicht gut Fuß zu fassen. 1906 lebt der 28-Jährige zur Untermiete bei der jüdischen Gemeinde in Bernburg/Anhalt.

Im selben Jahr wird er mit der sechs Jahre älteren Klara Peiser, die in Spremberg lebt, verlobt.2 Vielleicht wurde ein Heiratsvermittler genutzt, wie es bei Juden aus den Ostgebieten oft üblich war. Salo steigt ins Geschäft von Klaras Vater mit ein und wird es irgendwann ganz übernehmen. Den Geschäftsnamen behalten sie bei: Louis Peiser, Kurz-, Weiß- und Wollwarengeschäft, Lange Straße 39.3 Spätestens ab 1906 lebt Salo also in Spremberg und er ist Mitglied der jüdischen Gemeinde Cottbus.4

30 Jahre leben und wirken Klara und Salo in Spremberg, bis es unter dem NS-Regime so viele Gesetze zur Diskriminierung von Juden und Jüdinnen und deren Geschäften gibt, dass die beiden ihre wirtschaftliche Existenz nicht länger sichern können. Eine Postkarte von 1935 zeigt die Lange Straße von Spremberg und das Schild „Kauft nicht beim Juden“ vor der Ladentür der Jacobs.

Sie sind beide um die 60 Jahre alt, als sie ihr Leben in Spremberg hinter sich lassen und zu Verwandten nach Breslau ziehen. Salo gibt sich Mühe dort noch einmal ein Geschäft für Damenkleidung aufzubauen. In Breslau erleben sie am 9. November 1938 die Reichspogromnacht mit, in der alle jüdischen Geschäfte und die Neue Synagoge zerstört werden. Am Folgetag werden 600 Männer verhaftet und ins Konzentrationslager Buchenwald gebracht. Auch Salo ist darunter. Vier Wochen lang wird er festgehalten, schikaniert, zu Schwerstarbeit gezwungen. Dann darf er nach Breslau zurückkehren.5 In den ersten Kriegsjahren ziehen sie oft um; leben auf engem Raum. Im Frühjahr 1942 erleben sie mit, wie Salos Schwestern und deren Ehemänner abgeholt und in den Osten Polens deportiert werden. Sie hören nie wieder etwas von ihnen.

Am 31. August 1942 werden Klara und Salo mit 1065 anderen Jüdinnen und Juden ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Nur 30 von ihnen werden das überleben. Im Ghetto führen Kälte, Mangel an Nahrungsmitteln, Enge und minimale Ausstattung der Unterkünfte sowie fehlende Medikamente für grassierende Krankheiten zu hohen Todeszahlen. Klara stirbt am 26. März 1943. Sie ist zu diesem Zeitpunkt 70 Jahre alt. Salo stirbt eine Woche später am 2. April im Alter von 64 Jahren.6

  1. Vgl. Archiwum Panstwowe W Lesznie, standesamtliche Geburtseinträge: https://www.szukajwarchiwach.gov.pl/zespol/-/zespol/27379 (Stand 31.01.2023).
  2. Vgl. MyHeritage.de: Stammbaum von Rayah Noy (Stand 08.11.2021): Verlobungsanzeige Jacob-Peiser.
  3. Vgl. Archiv der Kreuzkirche Spremberg, Spremberger Anzeiger, diverse Ausgaben der 1920er Jahre.
  4. Vgl. Datenbank von Yad Vashem, Centralverein Landesverband - Spremberg, Dokument Nr. 302.
  5. Vgl. Arolsen Archiv, Häftlingsunterlagen KL Buchenwald zu Jacob, Salo.
  6. Vgl. Arolsen Archiv: Ghetto Theresienstadt-Kartei, Signatur 11422001, Jacob Peiser, Klara sowie Signatur 11422001134, Jacob Salo.
Salo JacobSalo Jacob

kurz-Biografie

11.08.1878Geburt – in Brandenstein, Preußen
Juni 1906Eheschließung – Verlobung mit Salo Jacob, Heirat zu unbekanntem Zeitpunkt in Spremberg
um 1906Zuzug – nach Spremberg
1935Schild "Kauft nicht beim Juden" wird vor ihrem Geschäft angebracht
1935Weggang – aus Spremberg nach Breslau
10.11.-10.12.1938Haft im Konzentrationslager Buchenwald
31.08.1942Deportation ins Ghetto Theresienstadt
02.04.1943Todestag – Ermordung im Ghetto Theresienstadt
05.10.2023Stolpersteinverlegung – in der Langen Straße 39

Verbundene Personen

Jacob, KlaraEhefrau

Verbundene Orte

Lange StraßeArbeitsort, letzter Wohnort, STOLPERSTEIN
Salo JacobSalo Jacob

kurz-Biografie

11.08.1878Geburt – in Brandenstein, Preußen
Juni 1906Eheschließung – Verlobung mit Salo Jacob, Heirat zu unbekanntem Zeitpunkt in Spremberg
um 1906Zuzug – nach Spremberg
1935Schild "Kauft nicht beim Juden" wird vor ihrem Geschäft angebracht
1935Weggang – aus Spremberg nach Breslau
10.11.-10.12.1938Haft im Konzentrationslager Buchenwald
31.08.1942Deportation ins Ghetto Theresienstadt
02.04.1943Todestag – Ermordung im Ghetto Theresienstadt
05.10.2023Stolpersteinverlegung – in der Langen Straße 39

Salo Jacob kommt am 11. August 1878 in Brandenstein (heute Pogorzela, Polen) als zweites von fünf Kindern des Kaufmanns Adolf Jacob und seiner Ehefrau Caecilie geb. Pelz zur Welt.1 Auch Salo wird Kaufmann, scheint aber nicht gut Fuß zu fassen. 1906 lebt der 28-Jährige zur Untermiete bei der jüdischen Gemeinde in Bernburg/Anhalt.

Im selben Jahr wird er mit der sechs Jahre älteren Klara Peiser, die in Spremberg lebt, verlobt.2 Vielleicht wurde ein Heiratsvermittler genutzt, wie es bei Juden aus den Ostgebieten oft üblich war. Salo steigt ins Geschäft von Klaras Vater mit ein und wird es irgendwann ganz übernehmen. Den Geschäftsnamen behalten sie bei: Louis Peiser, Kurz-, Weiß- und Wollwarengeschäft, Lange Straße 39.3 Spätestens ab 1906 lebt Salo also in Spremberg und er ist Mitglied der jüdischen Gemeinde Cottbus.4

30 Jahre leben und wirken Klara und Salo in Spremberg, bis es unter dem NS-Regime so viele Gesetze zur Diskriminierung von Juden und Jüdinnen und deren Geschäften gibt, dass die beiden ihre wirtschaftliche Existenz nicht länger sichern können. Eine Postkarte von 1935 zeigt die Lange Straße von Spremberg und das Schild „Kauft nicht beim Juden“ vor der Ladentür der Jacobs.

Sie sind beide um die 60 Jahre alt, als sie ihr Leben in Spremberg hinter sich lassen und zu Verwandten nach Breslau ziehen. Salo gibt sich Mühe dort noch einmal ein Geschäft für Damenkleidung aufzubauen. In Breslau erleben sie am 9. November 1938 die Reichspogromnacht mit, in der alle jüdischen Geschäfte und die Neue Synagoge zerstört werden. Am Folgetag werden 600 Männer verhaftet und ins Konzentrationslager Buchenwald gebracht. Auch Salo ist darunter. Vier Wochen lang wird er festgehalten, schikaniert, zu Schwerstarbeit gezwungen. Dann darf er nach Breslau zurückkehren.5 In den ersten Kriegsjahren ziehen sie oft um; leben auf engem Raum. Im Frühjahr 1942 erleben sie mit, wie Salos Schwestern und deren Ehemänner abgeholt und in den Osten Polens deportiert werden. Sie hören nie wieder etwas von ihnen.

Am 31. August 1942 werden Klara und Salo mit 1065 anderen Jüdinnen und Juden ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Nur 30 von ihnen werden das überleben. Im Ghetto führen Kälte, Mangel an Nahrungsmitteln, Enge und minimale Ausstattung der Unterkünfte sowie fehlende Medikamente für grassierende Krankheiten zu hohen Todeszahlen. Klara stirbt am 26. März 1943. Sie ist zu diesem Zeitpunkt 70 Jahre alt. Salo stirbt eine Woche später am 2. April im Alter von 64 Jahren.6

  1. Vgl. Archiwum Panstwowe W Lesznie, standesamtliche Geburtseinträge: https://www.szukajwarchiwach.gov.pl/zespol/-/zespol/27379 (Stand 31.01.2023).
  2. Vgl. MyHeritage.de: Stammbaum von Rayah Noy (Stand 08.11.2021): Verlobungsanzeige Jacob-Peiser.
  3. Vgl. Archiv der Kreuzkirche Spremberg, Spremberger Anzeiger, diverse Ausgaben der 1920er Jahre.
  4. Vgl. Datenbank von Yad Vashem, Centralverein Landesverband - Spremberg, Dokument Nr. 302.
  5. Vgl. Arolsen Archiv, Häftlingsunterlagen KL Buchenwald zu Jacob, Salo.
  6. Vgl. Arolsen Archiv: Ghetto Theresienstadt-Kartei, Signatur 11422001, Jacob Peiser, Klara sowie Signatur 11422001134, Jacob Salo.

Verbundene Personen

Jacob, KlaraEhefrau

Verbundene Orte

Lange StraßeArbeitsort, letzter Wohnort, STOLPERSTEIN

Quellenangaben

Arolsen Archiv:

  • Ghetto Theresienstadt-Kartei, Signatur 11422001, Jacob Peiser, Klara sowie Signatur 11422001134, Jacob Salo.
  • Häftlingsunterlagen KL Buchenwald zu Jacob, Salo.

Stadtarchiv Spremberg:

  • Historisches Adressbuch Spremberg 1932.

Datenbank von Yad Vashem:

Archiv der Kreuzkirche Spremberg:

  • Spremberger Anzeiger, diverse Ausgaben der 1920er Jahre.

Guben, Jüdischer Friedhof:

  • Foto Jette Förster, Grabstein von Pauline Peiser geb. Landshut.

Archiwum Panstwowe W Lesznie:

Silesian Digital Library:

Internetseiten: