Richard Kubo (1895-1970)

Richard Kubo erblickt am 14. August 1895 in der Nähe von Bad Muskau das Licht der Welt.1 Seine Eltern sind der Gastwirt Heinrich Kubo und dessen Ehefrau Christiane. In Richards früher Kindheit siedelt die Familie nach Terpe um, wo Richard eingeschult wird. Anschließend erlernt er das Schlosserhandwerk und tritt sogleich dem Metallarbeiterverband bei. Als junger Geselle kommt er in Deutschland herum: Er arbeitet in Hannover, Köln und Gummersbach im Rheinland. 1914 wird er in den Ersten Weltkrieg eingezogen, alsbald verwundet und 1916 schwerbeschädigt nach Hause entlassen. Seinen Beruf nimmt er dennoch wieder auf, arbeitet ein Jahr in Berlin und heiratet 1919 Marie geb. Nohka, die aus Sellessen stammt. Ein Jahr später kommt ihre gemeinsame Tochter Ruth zur Welt. Spätestens ab 1920 wohnt die Familie gemeinsam in Sellessen, Spremberger Straße 11, und Richard übernimmt dort Hof und Landwirtschaft der Schwiegereltern. Seitdem sind Marie und Richard Kubo auch Mitglieder in der SPD und 1925 wird Richard der Sellessener SPD-Ortsvereinsvorsitzender.2 Auch im Freien Deutschen Gewerkschaftsbund und im Turnverband ist er tätig.3

Mit dem Verbot der SPD im NS-Regime ab 1933 wird er Zehnergruppenleiter und Vertrauensmann für die illegalen Tätigkeiten der SPD in Spremberg. Er hilft, illegale Schriften wie Zeitungen und Flugblätter zu verbreiten. Das bezeugen nach dem Krieg Arnold Knobe, Gotthelf Noack und Johannes Schröder.4

1935 wird Richard in seinem Zuhause verhaftet und im Spremberg ins Gefängnis gebracht. Dass seine Tätigkeit aufgeflogen ist, beschreibt er als „nicht direkt Verrat, sondern fahrlässiges Handeln der oberen Leitung“5. Mit 15 Verbündeten wird er im Zuge eines Kammergerichtsverfahrens am 10. Januar 1936 zur „Vorbereitung zum Hochverrat“ angeklagt. Das Urteil wird am 6. April 1936 bekannt gegeben: eineinhalb Jahre Gefängnis.6 Dabei gibt es keine Belastungszeugen gegen Richard. Von Spremberg wird er für ein knappes Jahr nach Berlin-Tegel verlegt. Dank eines bewilligten Gnadenersuchs wegen seiner brachliegenden Landwirtschaft wird Richard zwei Monate früher aus der Haft entlassen. Arbeit in seinem Beruf erhält er keine mehr in Spremberg.7

1943 soll er noch in ein Zwangsarbeitslager in der Eiffel eingezogen werden, doch scheint es dazu nicht gekommen zu sein.8

Nach dem Krieg wird Richard SED Ortsleitungsmitglied und schließlich Bürgermeister, Amtsvorsteher und Gemeindevertreter im Standesamt von Sellessen. Als er seinen Antrag zur Aufnahme in der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes stellt, bürgen für ihn aus Sellessen Reinhold Kornisch, Gotthelf Noack, August und Erwin Bartusch und aus Weskow Emil Haendorf.9

Bis 1968 bleibt Richard in Sellessen als Landwirt tätig, dann geht er in den Ruhestand. Am 22. Mai 1970 verstirbt er.10 Nach seinem Tod wird Marie als Verfolgte des Naziregimes anerkannt: einerseits als Ehefrau eines Verfolgten, aber auch weil sie sich im DDR Regime angepasst verhält.11 Die Kriterien der Vereinigung mögen zweifelhaft gewesen sein. Die Anerkennung als Verfolgte hat Marie als ehemaliges SPD Mitglied und weil sie während des NS-Regimes zu ihrem Mann hielt, fraglos verdient.

  1. Vgl. BLHA, VdN Akte, 801 RdB Ctb VdN-926, Richard Kubo; vgl. Hans-Reiner Sandvoß: Mehr als eine Provinz! Widerstand aus der Arbeiterbewegung 1933-1945 in der preußischen Provinz Brandenburg, Berlin 2019, 199.
  2. Vgl. BLHA, VdN Akte, 801 RdB Ctb VdN-926, Richard Kubo; vgl. BLHA, VdN Akte, 801 RdB Ctb VdN-925, Marie Kubo.
  3. Vgl. BLHA, VdN Akte, 801 RdB Ctb VdN-926, Richard Kubo.
  4. Vgl. BLHA, VdN Akte, 801 RdB Ctb VdN-926, Richard Kubo.
  5. Vgl. BLHA, VdN Akte, 801 RdB Ctb VdN-926, Richard Kubo.
  6. Vgl. Hans-Reiner Sandvoß: Mehr als eine Provinz! Widerstand aus der Arbeiterbewegung 1933-1945 in der preußischen Provinz Brandenburg, Berlin 2019, 193 und 199.
  7. Vgl. BLHA, VdN Akte, 801 RdB Ctb VdN-926, Richard Kubo.
  8. Vgl. BLHA, VdN Akte, 801 RdB Ctb VdN-926, Richard Kubo.
  9. Vgl. BLHA, VdN Akte, 801 RdB Ctb VdN-926, Richard Kubo.
  10. Vgl. BLHA, VdN Akte, 801 RdB Ctb VdN-926, Richard Kubo.
  11. Vgl. BLHA, VdN Akte, 801 RdB Ctb VdN-925, Marie Kubo.
Richard KuboRichard Kubo

kurz-Biografie

1895Geburt
09.09.1919Eheschließung – mit Marie Nohka in Spremberg Sellessen
19.10.1920Geburt – von Tochter Ruth in Spremberg Sellessen
1925wird mit seiner Ehefrau Marie SPD-Mitglied, ist als SPD-Ortsvereinsleiter in Spremberg Sellessen tätig
1933-1935im Widerstand, illegale Tätigkeit für die SPD, insbesondere in Spremberg Sellessen
Okt 1935 - Mär 1936Verhaftung in seiner Wohnung in Spremberg Sellessen, Haft in Spremberg
10.01.1936Anklage: Vorbereitung zum Hochverrat
06.04.1936Verurteilung: eineinhalb Jahre Gefängnis
Apr 1936 - Feb 1937Haft in der Strafanstalt Berlin-Tegel
März 1937Entlassung aus dem Gefängnis nach Hause, keine Arbeitserlaubnis mehr in Spremberg
Mai 1945 - 1949erster Bürgermeister von Spremberg Sellessen nach dem NS-Regime
28.01.1946wird als Opfer des Faschismus anerkannt
30.12.1952wird als Verfolgter des Naziregimes anerkannt
22.05.1970Todestag – in Spremberg Sellessen
29.07.1970Ehefrau Marie wird als Verfolgte des Naziregimes anerkannt

Verbundene Personen

Greischel, KurtVerbündeter
Tschickert, ErnstVerbündeter
Tschickert, MarthaVerbündete
Frömter, OttoVerbündeter
Jänchen, BertaVerbündete
Richard KuboRichard Kubo

kurz-Biografie

1895Geburt
09.09.1919Eheschließung – mit Marie Nohka in Spremberg Sellessen
19.10.1920Geburt – von Tochter Ruth in Spremberg Sellessen
1925wird mit seiner Ehefrau Marie SPD-Mitglied, ist als SPD-Ortsvereinsleiter in Spremberg Sellessen tätig
1933-1935im Widerstand, illegale Tätigkeit für die SPD, insbesondere in Spremberg Sellessen
Okt 1935 - Mär 1936Verhaftung in seiner Wohnung in Spremberg Sellessen, Haft in Spremberg
10.01.1936Anklage: Vorbereitung zum Hochverrat
06.04.1936Verurteilung: eineinhalb Jahre Gefängnis
Apr 1936 - Feb 1937Haft in der Strafanstalt Berlin-Tegel
März 1937Entlassung aus dem Gefängnis nach Hause, keine Arbeitserlaubnis mehr in Spremberg
Mai 1945 - 1949erster Bürgermeister von Spremberg Sellessen nach dem NS-Regime
28.01.1946wird als Opfer des Faschismus anerkannt
30.12.1952wird als Verfolgter des Naziregimes anerkannt
22.05.1970Todestag – in Spremberg Sellessen
29.07.1970Ehefrau Marie wird als Verfolgte des Naziregimes anerkannt

Richard Kubo erblickt am 14. August 1895 in der Nähe von Bad Muskau das Licht der Welt.1 Seine Eltern sind der Gastwirt Heinrich Kubo und dessen Ehefrau Christiane. In Richards früher Kindheit siedelt die Familie nach Terpe um, wo Richard eingeschult wird. Anschließend erlernt er das Schlosserhandwerk und tritt sogleich dem Metallarbeiterverband bei. Als junger Geselle kommt er in Deutschland herum: Er arbeitet in Hannover, Köln und Gummersbach im Rheinland. 1914 wird er in den Ersten Weltkrieg eingezogen, alsbald verwundet und 1916 schwerbeschädigt nach Hause entlassen. Seinen Beruf nimmt er dennoch wieder auf, arbeitet ein Jahr in Berlin und heiratet 1919 Marie geb. Nohka, die aus Sellessen stammt. Ein Jahr später kommt ihre gemeinsame Tochter Ruth zur Welt. Spätestens ab 1920 wohnt die Familie gemeinsam in Sellessen, Spremberger Straße 11, und Richard übernimmt dort Hof und Landwirtschaft der Schwiegereltern. Seitdem sind Marie und Richard Kubo auch Mitglieder in der SPD und 1925 wird Richard der Sellessener SPD-Ortsvereinsvorsitzender.2 Auch im Freien Deutschen Gewerkschaftsbund und im Turnverband ist er tätig.3

Mit dem Verbot der SPD im NS-Regime ab 1933 wird er Zehnergruppenleiter und Vertrauensmann für die illegalen Tätigkeiten der SPD in Spremberg. Er hilft, illegale Schriften wie Zeitungen und Flugblätter zu verbreiten. Das bezeugen nach dem Krieg Arnold Knobe, Gotthelf Noack und Johannes Schröder.4

1935 wird Richard in seinem Zuhause verhaftet und im Spremberg ins Gefängnis gebracht. Dass seine Tätigkeit aufgeflogen ist, beschreibt er als „nicht direkt Verrat, sondern fahrlässiges Handeln der oberen Leitung“5. Mit 15 Verbündeten wird er im Zuge eines Kammergerichtsverfahrens am 10. Januar 1936 zur „Vorbereitung zum Hochverrat“ angeklagt. Das Urteil wird am 6. April 1936 bekannt gegeben: eineinhalb Jahre Gefängnis.6 Dabei gibt es keine Belastungszeugen gegen Richard. Von Spremberg wird er für ein knappes Jahr nach Berlin-Tegel verlegt. Dank eines bewilligten Gnadenersuchs wegen seiner brachliegenden Landwirtschaft wird Richard zwei Monate früher aus der Haft entlassen. Arbeit in seinem Beruf erhält er keine mehr in Spremberg.7

1943 soll er noch in ein Zwangsarbeitslager in der Eiffel eingezogen werden, doch scheint es dazu nicht gekommen zu sein.8

Nach dem Krieg wird Richard SED Ortsleitungsmitglied und schließlich Bürgermeister, Amtsvorsteher und Gemeindevertreter im Standesamt von Sellessen. Als er seinen Antrag zur Aufnahme in der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes stellt, bürgen für ihn aus Sellessen Reinhold Kornisch, Gotthelf Noack, August und Erwin Bartusch und aus Weskow Emil Haendorf.9

Bis 1968 bleibt Richard in Sellessen als Landwirt tätig, dann geht er in den Ruhestand. Am 22. Mai 1970 verstirbt er.10 Nach seinem Tod wird Marie als Verfolgte des Naziregimes anerkannt: einerseits als Ehefrau eines Verfolgten, aber auch weil sie sich im DDR Regime angepasst verhält.11 Die Kriterien der Vereinigung mögen zweifelhaft gewesen sein. Die Anerkennung als Verfolgte hat Marie als ehemaliges SPD Mitglied und weil sie während des NS-Regimes zu ihrem Mann hielt, fraglos verdient.

  1. Vgl. BLHA, VdN Akte, 801 RdB Ctb VdN-926, Richard Kubo; vgl. Hans-Reiner Sandvoß: Mehr als eine Provinz! Widerstand aus der Arbeiterbewegung 1933-1945 in der preußischen Provinz Brandenburg, Berlin 2019, 199.
  2. Vgl. BLHA, VdN Akte, 801 RdB Ctb VdN-926, Richard Kubo; vgl. BLHA, VdN Akte, 801 RdB Ctb VdN-925, Marie Kubo.
  3. Vgl. BLHA, VdN Akte, 801 RdB Ctb VdN-926, Richard Kubo.
  4. Vgl. BLHA, VdN Akte, 801 RdB Ctb VdN-926, Richard Kubo.
  5. Vgl. BLHA, VdN Akte, 801 RdB Ctb VdN-926, Richard Kubo.
  6. Vgl. Hans-Reiner Sandvoß: Mehr als eine Provinz! Widerstand aus der Arbeiterbewegung 1933-1945 in der preußischen Provinz Brandenburg, Berlin 2019, 193 und 199.
  7. Vgl. BLHA, VdN Akte, 801 RdB Ctb VdN-926, Richard Kubo.
  8. Vgl. BLHA, VdN Akte, 801 RdB Ctb VdN-926, Richard Kubo.
  9. Vgl. BLHA, VdN Akte, 801 RdB Ctb VdN-926, Richard Kubo.
  10. Vgl. BLHA, VdN Akte, 801 RdB Ctb VdN-926, Richard Kubo.
  11. Vgl. BLHA, VdN Akte, 801 RdB Ctb VdN-925, Marie Kubo.

Verbundene Personen

Greischel, KurtVerbündeter
Tschickert, ErnstVerbündeter
Tschickert, MarthaVerbündete
Frömter, OttoVerbündeter
Jänchen, BertaVerbündete

Quellenangaben

Brandenburgisches Landeshauptarchiv:

  • VdN Akte, 801 RdB Ctb VdN-926, Richard Kubo.
  • VdN Akte, 801 RdB Ctb VdN-925, Marie Kubo.

Stadtarchiv Spremberg:

  • Adressbuch von 1932.

Sekundärliteratur:

  • Hans-Reiner Sandvoß: Mehr als eine Provinz! Widerstand aus der Arbeiterbewegung 1933-1945 in der preußischen Provinz Brandenburg, Berlin 2019.