Familie Schlewinsky

Der Kaufmann Isidor Schlewinsky betreibt spätestens 1874 sein Schnittwarengeschäft in Spremberg am Wilhelmsplatz.1 Mit seiner Frau Lena Presch bekommt er in Spremberg drei Kinder: ... (*1875), Jenny (*1877) und Siegfried (*1879).2

Zur weiteren Familie gehören noch andere Kaufmänner, die in Spremberg tätig sind, über die aber kaum etwas bekannt ist: J. Schlewinsky (bis 1868 in Spremberg)3 und E. Schlewinsky (1878-1884 in Spremberg).4

1899 zieht Isidor mit seinem Geschäft vom Wilhelmsplatz in die Dresdener Straße 7.5 Dort betreibt spätestens ab 1903 L. Schlewinsky das Geschäft. Aus Zeitungsannoncen ist ersichtlich, dass das Geschäft an jüdischen Feiertagen geschlossen bleibt.6 Falls mit L. Schlewinsky die aus Schlesien stammende Laura Schlewinsky geb. Pick gemeint ist, dann wird diese aber erst Anfang 1914 als Firmeninhaberin im Handelsregister Spremberg eingetragen. Sie ist es auch, die das Geschäft noch im selben Jahr an einen Hermann Weidling übergibt. Zu diesem Zeitpunkt ist sie 50 Jahre alt.7 Daraufhin zieht Laura vermutlich aus Spremberg weg.

Laura ist mit Benjamin Schlewinsky aus Werben verheiratet. Ob die beiden schon gemeinsam in Spremberg lebten oder erst später in Berlin, ist noch nicht bekannt.8

Weiterer Lebensweg der Familienmitglieder:

  • Benjamin Schlewinsky stirbt 1922 in Berlin. Die Anzeige macht ein Max Schlewinsky.9
  • Siegfried Schlewinsky wird erfolgreicher Firmeninhaber in Hamburg. Am 14. Dezember 1938 wird er ins Konzentrationslager Sachsenhausen deportiert und dort für ein paar Wochen oder Monate inhaftiert.10 Seine Firma wird enteignet. 1939 gelingt ihm mit seiner Ehefrau und seiner Stieftochter die Flucht nach England.11 Dort verstirbt Siegfried am 10. Mai 1943 im Alter von 63 Jahren.12 STOLPERSTEINE für ihn und seine Familie können in Hamburg in der Isestr. 41 verlegt werden.13
  • Laura Schlewinsky geb. Pick wird am 13. Juli 1942 mit dem sogenannten 20. Alterstransport ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Zuvor hatte sie im jüdischen Altenheim in Iranischen Straße 2 in Berlin gewohnt. Es kann davon ausgegangen werden, dass sie gewzungen wurde, dorthin zu ziehen und das Altenheim wie ein Ghetto genutzt wurde. Laura wird mit mindestens 22 weiteren Jüdinnen und Juden aus dem Heim deportiert. Sie sind alle um die 80 Jahre alt.14 Laura wird aus dem Ghetto Theresienstadt aber schon wenig später noch weiter geschickt: am 19. September 1942 wird sie ins Vernichtungslager Treblinka deportiert und dort vermutlich kurz nach der Ankunft ermordet.15 Ein STOLPERSTEIN kann in der Königsallee 11a in Berlin-Wilmersdorf für Laura Schlewinsky verlegt werden.16
  1. Vgl. Jürgen Stein, Jüdische Bürger Sprembergs im 19. Jahrhundert, in: Heimatkalender 2005. Stadt Spremberg und Umgebung, Spremberg 2004, 41.
  2. Vgl. Stadtarchiv Spremberg, Geburtseinträge.
  3. Vgl. Jürgen Stein, Jüdische Bürger Sprembergs im 19. Jahrhundert, in: Heimatkalender 2005. Stadt Spremberg und Umgebung, Spremberg 2004, 41.
  4. Vgl. http://www.luckauer-juden.de/nvz2.html (Stand 15.08.2024).
  5. Vgl. Jürgen Stein, Jüdische Bürger Sprembergs im 19. Jahrhundert, in: Heimatkalender 2005. Stadt Spremberg und Umgebung, Spremberg 2004, 41.
  6. Vgl. Archiv des Niederlausitzer Heidemuseums, Spremberger Anzeiger vom 22.09.1903.
  7. Vgl. Archiv des Niederlausitzer Heidemuseums, Spremberger Anzeiger vom 01.02.1914 und 11.07.1914.
  8. Vgl. Archiv der Ahnenforschungsdatenbank ancestry.de, Berlin, Deutschland, Sterberegister, 1874-1955 für Benjamin Schlewinsky.
  9. Vgl. Archiv der Ahnenforschungsdatenbank ancestry.de, Berlin, Deutschland, Sterberegister, 1874-1955 für Benjamin Schlewinsky.
  10. Vgl. https://www.mappingthelives.org/bio/09d077f9-ba7f-40ca-b474-96fa091cd8ad (Stand 15.08.2024).
  11. Vgl. Staatsarchiv Hamburg, 314-15_R 1938/3203 Firma Siegfried Schlewinsky, Hamburg.- Schlewinsky, Siegfried (geb. 26.08.1879); vgl. Staatsarchiv Hamburg, 314-15_F 2181 Schlewinsky, Siegfried Max (geb. 26.08.1879, gest. ohne Datum).- Schlewinsky, Nanny Sophie, geb. Marx, verw. Schwartze (geb. 15.07.1894).
  12. Vgl. Staatsarchiv Hamburg, 351-11_16372 Schlewinsky, Nanny Sophie \ (verw. Schwartze).
  13. Vgl. https://www.mappingthelives.org/bio/09d077f9-ba7f-40ca-b474-96fa091cd8ad (Stand 15.08.2024).
  14. Vgl. Arolsen Archiv, Deportationen aus dem Gestapobereich Berlin, Welle 20 - Alterstransporte 20-24 nach Theresienstadt, 13.07.1942-17.07.1942, Signatur 15510013b, Laura Schlewinsky geb. Pick; vgl. Arolsen Archiv, AJDC Berlin Kartei (Deportationen), Signatur 01020102 074, Laura Schlewinsky geb. Pick.
  15. Vgl. Arolsen Archiv, Ghetto Theresienstadt-Kartei, Signatur 11422001 275, Laura Schlewinsky; vgl. Das Bundesarchiv, Gedenkbuch: https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/ (Stand 03.10.2024).
  16. Vgl. https://www.mappingthelives.org/bio/eed7acd8-838b-4447-9522-45b3135cee45 (Stand 03.10.2024).
Familie SchlewinskyFamilie Schlewinsky

kurz-Biografie

1868Weggang – vom Kaufmann J. Schlewinsky aus Spremberg (Zuzugsdatum unbekannt)
spätestens 1874Zuzug – von Isidor Schlewinsky und Lena geb. Presch nach Spremberg
1875Geburt – von ... Schlewinsky in Spremberg
1877Geburt – von Jenny Schlewinsky in Spremberg
spätestens 1878Zuzug – von E. Schlewinsky nach Spremberg
26.08.1879Geburt – von Siegfried Schlewinsky in Spremberg
frühestens 1884Weggang – von E. Schlewinsky aus Spremberg
1899Weggang – Umzug des Geschäfts vom Wilhelmsplatz in die Dresdener Straße 7
spätestens 1903Zuzug – von Benjamin & Laura Schlewinsky geb. Pick, Übernahme des Geschäfts
01.02.1914Eintrag der Firma Laura Schlewinsky ins Spremberger Handelsregister mit Laura Schlewinsky geb. Pick als Inhaberin
11.07.1914Übergabe des Geschäfts Laura Schlewinsky an Hermann Weidling
vermutlich Ende 1914Weggang – von Laura Schlewinsky geb. Pick
14.12.1938Inhaftierung von Siegfried Schlewinsky im Konzentrationslager Sachsenhausen
Mitte 1939Flucht von Siegfried Schlewinsky aus Hamburg nach England
10.05.1943Todestag – von Siegfried Schlewinsky in England
Familie SchlewinskyFamilie Schlewinsky

kurz-Biografie

1868Weggang – vom Kaufmann J. Schlewinsky aus Spremberg (Zuzugsdatum unbekannt)
spätestens 1874Zuzug – von Isidor Schlewinsky und Lena geb. Presch nach Spremberg
1875Geburt – von ... Schlewinsky in Spremberg
1877Geburt – von Jenny Schlewinsky in Spremberg
spätestens 1878Zuzug – von E. Schlewinsky nach Spremberg
26.08.1879Geburt – von Siegfried Schlewinsky in Spremberg
frühestens 1884Weggang – von E. Schlewinsky aus Spremberg
1899Weggang – Umzug des Geschäfts vom Wilhelmsplatz in die Dresdener Straße 7
spätestens 1903Zuzug – von Benjamin & Laura Schlewinsky geb. Pick, Übernahme des Geschäfts
01.02.1914Eintrag der Firma Laura Schlewinsky ins Spremberger Handelsregister mit Laura Schlewinsky geb. Pick als Inhaberin
11.07.1914Übergabe des Geschäfts Laura Schlewinsky an Hermann Weidling
vermutlich Ende 1914Weggang – von Laura Schlewinsky geb. Pick
14.12.1938Inhaftierung von Siegfried Schlewinsky im Konzentrationslager Sachsenhausen
Mitte 1939Flucht von Siegfried Schlewinsky aus Hamburg nach England
10.05.1943Todestag – von Siegfried Schlewinsky in England

Der Kaufmann Isidor Schlewinsky betreibt spätestens 1874 sein Schnittwarengeschäft in Spremberg am Wilhelmsplatz.1 Mit seiner Frau Lena Presch bekommt er in Spremberg drei Kinder: ... (*1875), Jenny (*1877) und Siegfried (*1879).2

Zur weiteren Familie gehören noch andere Kaufmänner, die in Spremberg tätig sind, über die aber kaum etwas bekannt ist: J. Schlewinsky (bis 1868 in Spremberg)3 und E. Schlewinsky (1878-1884 in Spremberg).4

1899 zieht Isidor mit seinem Geschäft vom Wilhelmsplatz in die Dresdener Straße 7.5 Dort betreibt spätestens ab 1903 L. Schlewinsky das Geschäft. Aus Zeitungsannoncen ist ersichtlich, dass das Geschäft an jüdischen Feiertagen geschlossen bleibt.6 Falls mit L. Schlewinsky die aus Schlesien stammende Laura Schlewinsky geb. Pick gemeint ist, dann wird diese aber erst Anfang 1914 als Firmeninhaberin im Handelsregister Spremberg eingetragen. Sie ist es auch, die das Geschäft noch im selben Jahr an einen Hermann Weidling übergibt. Zu diesem Zeitpunkt ist sie 50 Jahre alt.7 Daraufhin zieht Laura vermutlich aus Spremberg weg.

Laura ist mit Benjamin Schlewinsky aus Werben verheiratet. Ob die beiden schon gemeinsam in Spremberg lebten oder erst später in Berlin, ist noch nicht bekannt.8

Weiterer Lebensweg der Familienmitglieder:

  • Benjamin Schlewinsky stirbt 1922 in Berlin. Die Anzeige macht ein Max Schlewinsky.9
  • Siegfried Schlewinsky wird erfolgreicher Firmeninhaber in Hamburg. Am 14. Dezember 1938 wird er ins Konzentrationslager Sachsenhausen deportiert und dort für ein paar Wochen oder Monate inhaftiert.10 Seine Firma wird enteignet. 1939 gelingt ihm mit seiner Ehefrau und seiner Stieftochter die Flucht nach England.11 Dort verstirbt Siegfried am 10. Mai 1943 im Alter von 63 Jahren.12 STOLPERSTEINE für ihn und seine Familie können in Hamburg in der Isestr. 41 verlegt werden.13
  • Laura Schlewinsky geb. Pick wird am 13. Juli 1942 mit dem sogenannten 20. Alterstransport ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Zuvor hatte sie im jüdischen Altenheim in Iranischen Straße 2 in Berlin gewohnt. Es kann davon ausgegangen werden, dass sie gewzungen wurde, dorthin zu ziehen und das Altenheim wie ein Ghetto genutzt wurde. Laura wird mit mindestens 22 weiteren Jüdinnen und Juden aus dem Heim deportiert. Sie sind alle um die 80 Jahre alt.14 Laura wird aus dem Ghetto Theresienstadt aber schon wenig später noch weiter geschickt: am 19. September 1942 wird sie ins Vernichtungslager Treblinka deportiert und dort vermutlich kurz nach der Ankunft ermordet.15 Ein STOLPERSTEIN kann in der Königsallee 11a in Berlin-Wilmersdorf für Laura Schlewinsky verlegt werden.16
  1. Vgl. Jürgen Stein, Jüdische Bürger Sprembergs im 19. Jahrhundert, in: Heimatkalender 2005. Stadt Spremberg und Umgebung, Spremberg 2004, 41.
  2. Vgl. Stadtarchiv Spremberg, Geburtseinträge.
  3. Vgl. Jürgen Stein, Jüdische Bürger Sprembergs im 19. Jahrhundert, in: Heimatkalender 2005. Stadt Spremberg und Umgebung, Spremberg 2004, 41.
  4. Vgl. http://www.luckauer-juden.de/nvz2.html (Stand 15.08.2024).
  5. Vgl. Jürgen Stein, Jüdische Bürger Sprembergs im 19. Jahrhundert, in: Heimatkalender 2005. Stadt Spremberg und Umgebung, Spremberg 2004, 41.
  6. Vgl. Archiv des Niederlausitzer Heidemuseums, Spremberger Anzeiger vom 22.09.1903.
  7. Vgl. Archiv des Niederlausitzer Heidemuseums, Spremberger Anzeiger vom 01.02.1914 und 11.07.1914.
  8. Vgl. Archiv der Ahnenforschungsdatenbank ancestry.de, Berlin, Deutschland, Sterberegister, 1874-1955 für Benjamin Schlewinsky.
  9. Vgl. Archiv der Ahnenforschungsdatenbank ancestry.de, Berlin, Deutschland, Sterberegister, 1874-1955 für Benjamin Schlewinsky.
  10. Vgl. https://www.mappingthelives.org/bio/09d077f9-ba7f-40ca-b474-96fa091cd8ad (Stand 15.08.2024).
  11. Vgl. Staatsarchiv Hamburg, 314-15_R 1938/3203 Firma Siegfried Schlewinsky, Hamburg.- Schlewinsky, Siegfried (geb. 26.08.1879); vgl. Staatsarchiv Hamburg, 314-15_F 2181 Schlewinsky, Siegfried Max (geb. 26.08.1879, gest. ohne Datum).- Schlewinsky, Nanny Sophie, geb. Marx, verw. Schwartze (geb. 15.07.1894).
  12. Vgl. Staatsarchiv Hamburg, 351-11_16372 Schlewinsky, Nanny Sophie \ (verw. Schwartze).
  13. Vgl. https://www.mappingthelives.org/bio/09d077f9-ba7f-40ca-b474-96fa091cd8ad (Stand 15.08.2024).
  14. Vgl. Arolsen Archiv, Deportationen aus dem Gestapobereich Berlin, Welle 20 - Alterstransporte 20-24 nach Theresienstadt, 13.07.1942-17.07.1942, Signatur 15510013b, Laura Schlewinsky geb. Pick; vgl. Arolsen Archiv, AJDC Berlin Kartei (Deportationen), Signatur 01020102 074, Laura Schlewinsky geb. Pick.
  15. Vgl. Arolsen Archiv, Ghetto Theresienstadt-Kartei, Signatur 11422001 275, Laura Schlewinsky; vgl. Das Bundesarchiv, Gedenkbuch: https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/ (Stand 03.10.2024).
  16. Vgl. https://www.mappingthelives.org/bio/eed7acd8-838b-4447-9522-45b3135cee45 (Stand 03.10.2024).

Quellenangaben

Stadtarchiv Spremberg:

  • Geburtseinträge.

Archiv des Niederlausitzer Heidemuseums:

  • Spremberger Anzeiger vom 22.09.1903; 01.02.1914; 11.07.1914.

Staatsarchiv Hamburg:

  • 314-15_R 1938/3203 Firma Siegfried Schlewinsky, Hamburg.- Schlewinsky, Siegfried (geb. 26.08.1879).
  • 314-15_F 2181 Schlewinsky, Siegfried Max (geb. 26.08.1879, gest. ohne Datum).- Schlewinsky, Nanny Sophie, geb. Marx, verw. Schwartze (geb. 15.07.1894).
  • 351-11_16372 Schlewinsky, Nanny Sophie \ (verw. Schwartze).

Arolsen Archiv:

  • Deportationen aus dem Gestapobereich Berlin, Welle 20 - Alterstransporte 20-24 nach Theresienstadt, 13.07.1942-17.07.1942, Signatur 15510013b, Laura Schlewinsky geb. Pick.
  • AJDC Berlin Kartei (Deportationen), Signatur 01020102 074, Laura Schlewinsky geb. Pick.
  • Ghetto Theresienstadt-Kartei, Signatur 11422001 275, Laura Schlewinsky.

Archiv der Ahnenforschungsdatenbank ancestry.de:

  • Berlin, Deutschland, Sterberegister, 1874-1955 für Benjamin Schlewinsky.

Das Bundesarchiv:

Datenbank von Yad Vashem:

  • Page of Testimony Item ID 1097278 for Laura Schlewinsky.

Sekundärliteratur:

  • Jürgen Stein, Jüdische Bürger Sprembergs im 19. Jahrhundert, in: Heimatkalender 2005. Stadt Spremberg und Umgebung, Spremberg 2004.

Internetseiten: