Paul Thomas (1898-1942)

Gerhard Wilhelm Paul Thomas erblickt am 6. März 1898 in Trebendorf bei Weißwasser als ältester Sohn der Eheleute Karl August Thomas und Marie geb. Nothnick das Licht der Welt. Er wächst mit sechs weiteren Geschwistern auf. Nach seiner Schulzeit arbeitet er zunächst in der Glasindustrie und kommt 1921 nach Spremberg. Hier erlernt er den Beruf des Webers und arbeitet in der Tuchfabrik Michelsohn & Ascher. Hier lernt er Marie Anna Lehmann kennen, die er im August 1923 heiratet. Sie wohnen in der Luisenstraße 3 (heute Paul-Thomas-Straße). Ende der 1920er Jahre trennen sie sich.1

Paul gehört zu den aktiven Antifaschisten in Spremberg. Als Mitglied der SPD veröffentlicht er unter dem Pseudonym „Der Spottvogel“ mit spitzer Feder Artikel in der Märkischen Volksstimme. Er warnte bereits vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten im August 1932: „Was wird der Arbeiter im Dritten Reich sein? Ein Arbeitstier ohne Rechte und Menschenwürde.“ Immer wieder wird Paul zur Zielscheibe im aufkommenden Nationalsozialismus in Spremberg. Kritische Äußerungen sind nicht erwünscht. Der Spottvogel nimmt aber einzelne Spremberger in seinen Artikeln aufs Korn, mitunter in satirischer Art und Weise. Dies zieht ihm nicht nur den Unmut Spremberger Nationalsozialisten zu, kurz nach Machtübernahme Adolf Hitlers wird er mit anderen SPD-Mitgliedern verhaftet.

Drei Wochen später steht im Spremberger Anzeiger:

“Aus der Schutzhaft entlassen wurde der frühere Spremberger Korrespondent der “Volksstimme“ Thomas, nachdem er eine schriftliche Loyalitätserklärung abgegeben hatte.“2

Pauls Verbündete Ernst Tschickert und Berta Jähnchen tun alles Erdenkliche, um ihn zu unterstützen, so dass er Deutschland verlassen kann.

„Ich wollte damals nicht fliehen, aber ein hoher Funktionär der Nazipartei gab mir über Bekannte den Rat, so bald wie möglich das Land zu verlassen. Wie ich später erfahren habe, wollte man mich in der Nacht, in der ich geflohen bin, erneut verhaften.“3

Sein Weg führt ihn zunächst nach Prag. Von dort geht er nach Bulgarien, Jugoslawien, die Türkei. Längere Zeit hält er sich dann in Rumänien ab 1934 auf. Dort wird ihm 1936 die Aufenthaltserlaubnis entzogen und er kehrt in die Tschechoslowakei zurück. Er lernt in dieser Zeit viel, teilt aber auch seinen Eltern die Sorgen seines täglichen Überlebenskampfes mit, denn im Exil ist es schwierig, Arbeit zu finden.4

„Ich kann nur wenig Tschechisch, es reicht gerade um mich verständigen zu können. Französisch, Englisch und Rumänisch spreche und schreibe ich ziemlich gut, habe es in den fünf Jahren gelernt. … Habe hier so viel Zeit, so dass ich vor lauter Langeweile Sprachen lerne.“ 5

Nach wie vor verfasst er auch im Exil Texte zur Aufklärung der Situation in Deutschland, die die Menschen aufrütteln sollen. Mit dem Überfall auf die Tschechoslowakei durch Deutschland ist auch die Sicherheit für Paul Thomas nicht mehr gegeben und er wird 1939 erneut verhaftet. Mehrere Gefängnisse sind Stationen auf seinem Weg in das Konzentrationslager Sachsenhausen. Mit Sicherheit ist der Alltag für ihn dort mit unsäglichen Qualen verbunden, denn bereits 1941 erblindet er.

Am 5. April 1942 formuliert er den letzten Briefan seine Eltern, von fremder Hand geschrieben:

“Es freut mich, daß ihr alle so gesund seid. Mein einziger Wunsch ist es, Euch alle noch einmal wiederzusehen.“6

Am 27. April 1942 wird er im Konzentrationslager Sachsenhausen ermordet. Er ist 44 Jahre alt. Seine Eltern erhalten die Mitteilung, dass er an Kreislaufschwäche verstorben sei.

  1. Vgl. Archiv Heimatmuseum des Kreises Spremberg, Lebensbild von Paul Thomas.
  2. Archiv der Kreuzkirche Spremberg, Spremberger Anzeiger 1933.
  3. Willi Lange, Der Spottvogel!, Paul Thomas zum Gedenken, in: Heimatkalender, Kreis Spremberg, 1958, Seite 87.
  4. Vgl. Willi Lange, Der Spottvogel!, Paul Thomas zum Gedenken, in: Heimatkalender, Kreis Spremberg, 1958, Seite 88.
  5. Willi Lange, Der Spottvogel!, Paul Thomas zum Gedenken, in: Heimatkalender, Kreis Spremberg, 1958, Seite 89.
  6. Willi Lange, Der Spottvogel!, Paul Thomas zum Gedenken, in: Heimatkalender, Kreis Spremberg, 1958, Seite 90.
Paul ThomasPaul Thomas

kurz-Biografie

06.03.1898Geburt – in Trebendorf
1921Zuzug – nach Spremberg, Weberlehre, Arbeit in Tuchfabrik Michelsohn & Ascher, SPD-Mitglied, schreibt für die "Märkische Volksstimme"
18.08.1923Eheschließung – mit Marie Anna Lehmann in Spremberg
Juni 1933erste Verhaftung, Gerichtsgefängnis Spremberg
Juli 1933Flucht aus Spremberg in die Tschechoslowakei, Bulgarien, Jugoslawien, Griechenland, Türkei
1934-1936im Exil in Rumänien
1936keine Aufenthaltsgenehmigung für Rumänien mehr, im Exil in der Tschechoslowakei
März 19392. Verhaftung in der besetzten Tschechoslowakei, Untersuchgunshaft in Dresden
ab 1939Haft im Konzentrationslager Sachsenhausen, Folter
Oktober 1941Erblindung im Konzentrationslager Sachsenhausen
27.04.1942Todestag – Ermordung im Konzentrationslager Sachsenhausen
24.09.1948Die Stadtverordneten der Stadt Spremberg beschließen, die Luisenstraße in Paul-Thomas-Straße umzubennen.
17.09.2024Stolpersteinverlegung – in der Paul-Thomas-Straße 3

Verbundene Personen

Tschickert, ErnstVerbündeter
Jänchen, BertaVerbündete
Michelsohn, MaxArbeitgeber

Verbundene Orte

Paul-Thomas-Straßeletzter Wohnort, STOLPERSTEIN
Schlesische StraßeArbeitsort
Paul ThomasPaul Thomas

kurz-Biografie

06.03.1898Geburt – in Trebendorf
1921Zuzug – nach Spremberg, Weberlehre, Arbeit in Tuchfabrik Michelsohn & Ascher, SPD-Mitglied, schreibt für die "Märkische Volksstimme"
18.08.1923Eheschließung – mit Marie Anna Lehmann in Spremberg
Juni 1933erste Verhaftung, Gerichtsgefängnis Spremberg
Juli 1933Flucht aus Spremberg in die Tschechoslowakei, Bulgarien, Jugoslawien, Griechenland, Türkei
1934-1936im Exil in Rumänien
1936keine Aufenthaltsgenehmigung für Rumänien mehr, im Exil in der Tschechoslowakei
März 19392. Verhaftung in der besetzten Tschechoslowakei, Untersuchgunshaft in Dresden
ab 1939Haft im Konzentrationslager Sachsenhausen, Folter
Oktober 1941Erblindung im Konzentrationslager Sachsenhausen
27.04.1942Todestag – Ermordung im Konzentrationslager Sachsenhausen
24.09.1948Die Stadtverordneten der Stadt Spremberg beschließen, die Luisenstraße in Paul-Thomas-Straße umzubennen.
17.09.2024Stolpersteinverlegung – in der Paul-Thomas-Straße 3

Gerhard Wilhelm Paul Thomas erblickt am 6. März 1898 in Trebendorf bei Weißwasser als ältester Sohn der Eheleute Karl August Thomas und Marie geb. Nothnick das Licht der Welt. Er wächst mit sechs weiteren Geschwistern auf. Nach seiner Schulzeit arbeitet er zunächst in der Glasindustrie und kommt 1921 nach Spremberg. Hier erlernt er den Beruf des Webers und arbeitet in der Tuchfabrik Michelsohn & Ascher. Hier lernt er Marie Anna Lehmann kennen, die er im August 1923 heiratet. Sie wohnen in der Luisenstraße 3 (heute Paul-Thomas-Straße). Ende der 1920er Jahre trennen sie sich.1

Paul gehört zu den aktiven Antifaschisten in Spremberg. Als Mitglied der SPD veröffentlicht er unter dem Pseudonym „Der Spottvogel“ mit spitzer Feder Artikel in der Märkischen Volksstimme. Er warnte bereits vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten im August 1932: „Was wird der Arbeiter im Dritten Reich sein? Ein Arbeitstier ohne Rechte und Menschenwürde.“ Immer wieder wird Paul zur Zielscheibe im aufkommenden Nationalsozialismus in Spremberg. Kritische Äußerungen sind nicht erwünscht. Der Spottvogel nimmt aber einzelne Spremberger in seinen Artikeln aufs Korn, mitunter in satirischer Art und Weise. Dies zieht ihm nicht nur den Unmut Spremberger Nationalsozialisten zu, kurz nach Machtübernahme Adolf Hitlers wird er mit anderen SPD-Mitgliedern verhaftet.

Drei Wochen später steht im Spremberger Anzeiger:

“Aus der Schutzhaft entlassen wurde der frühere Spremberger Korrespondent der “Volksstimme“ Thomas, nachdem er eine schriftliche Loyalitätserklärung abgegeben hatte.“2

Pauls Verbündete Ernst Tschickert und Berta Jähnchen tun alles Erdenkliche, um ihn zu unterstützen, so dass er Deutschland verlassen kann.

„Ich wollte damals nicht fliehen, aber ein hoher Funktionär der Nazipartei gab mir über Bekannte den Rat, so bald wie möglich das Land zu verlassen. Wie ich später erfahren habe, wollte man mich in der Nacht, in der ich geflohen bin, erneut verhaften.“3

Sein Weg führt ihn zunächst nach Prag. Von dort geht er nach Bulgarien, Jugoslawien, die Türkei. Längere Zeit hält er sich dann in Rumänien ab 1934 auf. Dort wird ihm 1936 die Aufenthaltserlaubnis entzogen und er kehrt in die Tschechoslowakei zurück. Er lernt in dieser Zeit viel, teilt aber auch seinen Eltern die Sorgen seines täglichen Überlebenskampfes mit, denn im Exil ist es schwierig, Arbeit zu finden.4

„Ich kann nur wenig Tschechisch, es reicht gerade um mich verständigen zu können. Französisch, Englisch und Rumänisch spreche und schreibe ich ziemlich gut, habe es in den fünf Jahren gelernt. … Habe hier so viel Zeit, so dass ich vor lauter Langeweile Sprachen lerne.“ 5

Nach wie vor verfasst er auch im Exil Texte zur Aufklärung der Situation in Deutschland, die die Menschen aufrütteln sollen. Mit dem Überfall auf die Tschechoslowakei durch Deutschland ist auch die Sicherheit für Paul Thomas nicht mehr gegeben und er wird 1939 erneut verhaftet. Mehrere Gefängnisse sind Stationen auf seinem Weg in das Konzentrationslager Sachsenhausen. Mit Sicherheit ist der Alltag für ihn dort mit unsäglichen Qualen verbunden, denn bereits 1941 erblindet er.

Am 5. April 1942 formuliert er den letzten Briefan seine Eltern, von fremder Hand geschrieben:

“Es freut mich, daß ihr alle so gesund seid. Mein einziger Wunsch ist es, Euch alle noch einmal wiederzusehen.“6

Am 27. April 1942 wird er im Konzentrationslager Sachsenhausen ermordet. Er ist 44 Jahre alt. Seine Eltern erhalten die Mitteilung, dass er an Kreislaufschwäche verstorben sei.

  1. Vgl. Archiv Heimatmuseum des Kreises Spremberg, Lebensbild von Paul Thomas.
  2. Archiv der Kreuzkirche Spremberg, Spremberger Anzeiger 1933.
  3. Willi Lange, Der Spottvogel!, Paul Thomas zum Gedenken, in: Heimatkalender, Kreis Spremberg, 1958, Seite 87.
  4. Vgl. Willi Lange, Der Spottvogel!, Paul Thomas zum Gedenken, in: Heimatkalender, Kreis Spremberg, 1958, Seite 88.
  5. Willi Lange, Der Spottvogel!, Paul Thomas zum Gedenken, in: Heimatkalender, Kreis Spremberg, 1958, Seite 89.
  6. Willi Lange, Der Spottvogel!, Paul Thomas zum Gedenken, in: Heimatkalender, Kreis Spremberg, 1958, Seite 90.

Verbundene Personen

Tschickert, ErnstVerbündeter
Jänchen, BertaVerbündete
Michelsohn, MaxArbeitgeber

Verbundene Orte

Paul-Thomas-Straßeletzter Wohnort, STOLPERSTEIN
Schlesische StraßeArbeitsort

Quellenangaben

Archiv Heimatmuseum des Kreises Spremberg:

  • Lebensbild von Paul Thomas.

Archiv der Kreuzkirche Spremberg:

  • Spremberger Anzeiger 1933.

Sekundärliteratur:

  • Willi Lange, Der Spottvogel!, Paul Thomas zum Gedenken, in: Heimatkalender, Kreis Spremberg, 1958, Seite 87-90.